Hiltgarts ehemaliges
Kloster befindet sich im nördlichen Teil Schwabens in der Diözese Augsburg im
heutigen Bundesland Bayern. Es wurde zunächst um 1233 im mittelfränkischen Windsfeld
gegründet, von dort 1245 nach Stahelsberg (heute Schlossberg bei Hechlingen) und
dann 1252 erneut, diesmal nach Zimmern verlegt. Gründer ist Friedrich von
Truhendingen mit seiner Ehefrau Agnes. Durch größere Zuwendungen wurden Egelolf
von Lierheim und später Rudolf von Hürnheim – Rauhaus zu Mitstiftern. Bereits
1263 konnte die Gemeinschaft einen Tochterkonvent nach Niederösterreich aussenden,
wo das St. Bernhardskloster bei Horn gegründet wurde. Das Interesse am
geistlichen Leben dieser Zisterzienserinnen muss also trotz der lokalen
Startschwierigkeiten immens gewesen sein und die Eintritte offenbar reichlich.[1]
In dieser Zeit der Blüte tritt auch Hiltgart in das Kloster ein. Aus ihren Worten[2] ist über ihr Kloster, dessen Namen sie nennt, das Folgende zu entnehmen:
In dieser Zeit der Blüte tritt auch Hiltgart in das Kloster ein. Aus ihren Worten[2] ist über ihr Kloster, dessen Namen sie nennt, das Folgende zu entnehmen:
Ihr Kloster steht
unter dem Patrozinium des Heiligen Kreuzes und wird noch 1282 von der ersten
Äbtissin, welche Elisabeth heißt, geleitet. Diese hat dem Kloster damit eine
Kontinuität durch fast 50 Jahre Leitungsdienst gegeben und dürfte einst sehr
jung in dieses Amt gewählt worden sein. Hiltgart von Hürnheim hat in ihrem
Kloster Kontakt zu einem Mönch der Abtei Kaisheim namens Rudolf von Hürnheim,
den sie als ehrsam und bescheiden charakterisiert und dem sie eine deutlich
höhere Qualifikation für die Ausübung der ihr von ihm zugedachten Arbeit
zuschreibt. Aus dem identischen Terminus ehrsam
für Äbtissin und Mönch kann man vermuten, dass es sich hier wahrscheinlich um
einen wohl auch deutlich älteren Priestermönch handelt. Die nähere Beschreibung
dieses Mannes als demütig und bescheiden und die Kennzeichung ihrer Rolle ihm
gegenüber als willige Dienerin in der Sache dieser Übersetzung, lässt auf eine
gewisse Vertrautheit schließen. Dies ist umso beachtenswerter, da sie deutlich
kundtut, dass sie ihre Tage im Schweigen und damit wohl auch in Klausur verbringt.
Damit kann man ihm eine Funktion als Spiritual und Lehrer zuschreiben. Die
Tatsache, dass sie eine so qualitativ anspruchsvolle Übersetzungstätigkeit leisten
kann, obwohl sie noch recht jung ist und dennoch schon lange in ihrem Kloster, lässt
auf sehr gute Ausbildungsmöglichkeiten in Zimmern schließen. Die Anfertigung
eines Buches bedingt eine gewisse Logistik hinsichtlich der Materialbeschaffung
und –herstellung (Pergament, Tinte, Schreibschule), sodass davon auszugehen
ist, dass all diese Möglichkeiten in ihrem Kloster vorhanden waren oder
problemlos beschafft werden konnten. Dies setzt einen gewissen Wohlstand
voraus. Da sie das Buch – das im Original leider nicht mehr vorhanden ist – wohl
auch selbst geschrieben hat, muss sie auch eine Ausbildung in dieser Kunst
erhalten haben.
[1] Zu den Angaben und Gründungsdetails
dieses Ortes vgl. Edgar KRAUSEN, Die Klöster des Zisterzienserordens in Bayern,
in: Bayerische Heimatforschung Heft 7 (München-Pasing 1953), S. 106f.; BRAUN,
Ein wanderndes Kloster (Windsfeld – Stahelsberg – Zimmern), Gunzenhauser
Heimatbote 2 (1926/28), s. 34-35.
[2] Gemeint ist ihre Vorrede zur
Übersetzung des Secretum Secretorum. Reinholt MÖLLER (Hg.), Hiltgart von
Hürnheim. Mittelhochdeutsche Prosaübersetzung des „Secretum Secretorum“,
(Deutsche Texte des Mittelalters 56, Berlin 1963) Vorrede S. 3f.